Mobiles Internet im Würgegriff der Carrier

Seit Jahren sehe ich auf Kongresse neue Konzepte, Ideen und Services die auf mobile Internet-Dienste beruhen. Zahlreiche Startups, Versuchslabore und Companies haben tolle Konzepte entwickelt. Doch am Markt sind weiterhin nur Klingeltöne und Wallpapers fürs Handy erfolgreich sichtbar.

Leider bietet der Mobilfunkmarkt ein wesentlich schwierigeres Marktumfeld für die Entwicklung von Internet basierten Geschäftsmodellen. Warum? Zum einem gibt es in Europa auf den Mobilfunktmärkten nationale Oligopole der Netzbetreiber. Diese fürchten bei der Etablierung IP-basierter mobiler Dienste um den Verlust von profitablen Cash-Cows.

Beispielsweise sind SMS-Dienste ein Geschäft mit wunderbaren Profiten, welche durch mobiles Instant-Messaging kannibalisiert würden. Und warum sollte eine Branche freiwillig auf einen solchen Goldesel verzichten? Hier sind sich die Netzbetreiber einig.

Eine weitere große Hürde ist das Roaming. Insbesondere in Europa, mit seinen vielen Ländergrenzen auf engem Raum, behindern hohe Roaming-Gebühren zwischen den Netzbetreibern die Etablierung von mobilen Services. Während durch die EU in Europa der freie Waren und Grenzverkehr herrscht, steht im mobilen Internet vor jeder Landesgrenze ein Kassenhäuschen der Mobilfunkbetreiber. Die Roaminggebühren für mobiles Internet sind horrend und schrecken den Nutzer ab (ich selbst halte mit einer Monatsrechnung von 800 Euro für mobiles Internet einen traurigen Rekord im Büro!).

Es ist aber schlicht nicht einzusehen, warum hohe Roaminggebühren gerechtfertigt sind. Schließlich sind alle großen Netzbetreiber in Europa mit nationalen Tochterunternehmen gut aufgestellt. Roaming ist zunächst ein profitables Raubrittertum, und ein weiterer Baustein, der die Etablierung von mobilen Internet-Diensten verhindert.

Der dritten Punkt der mobile Geschäftsmodelle erschwert ist das Handy. Wer eine Software für mobile Endgeräte am Markt einführen möchte, muss diese für ca. 60 verschiedene Gerätetypen anpassen. Dies sorgt für hohe Entwicklungskosten, die wiederum den ROI von mobilen Geschäftsmodellen verschlechtern.

Und zuletzt viertens: bei mobilen Geschäftsmodellen möchten alle Marktteilnehmer in der Verwertungskette möglichst einen Anteil an den Einahmen. Wer aber seine Erlöse mit Netzbetreibern, Handy-Herstellern und Content-Lieferanten teilen muss, tut sich schwer vom Kuchen selbst noch genug zum Überleben ab zubekommen.

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