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Biometriequatsch bei EDEKA

Liebe Leute bei EDEKA: Nur weil etwas modern ist, ist es noch lange nicht gut. Nur weil etwas mit einem Computer gesteuert wird, ist es noch lange nicht sicher.

Von was ich spreche? Na von dieser biometrischen Zugangskontrolle, die ich beim letzten Einkauf im örtlichen EDEKA entdeckt habe. Die Tür zum Bürobereich der Marktleitung wird seit neuestem mit einem biometrischen Schloss gesichert. Ein kleiner Scanner am Lesegerät des Schlosses liest den Fingerabdruck und öffnet die Türe für berechtigte Personen.

Wow, soviel Hightech in der “Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin€œ? Da hat ein IT-Beratungsunternehmen einen guten Auftrag ergattert und Highttech-Security-Lösungen vom feinsten verkauft.

Während ich vor Ehrfurcht staune,  nimmt die Kassiererin meine Cola Flasche in die Hand und schiebt diese über den Kassenscanner. “Macht 1.29”. Ich zahle in abgezählten Münzen und nehme die Flasche und halte diese leicht schräg. Auf dem schwarzen Flaschenkörper zeichnen sich zart aber deutlich die Fingerabdrücker der Mitarbeiterin ab.

“Danke für die Eintrittskarte” wollte ich sagen, doch ich habe es mir verkniffen.

Hätte ich vor den Laden auszurauben, bräuchte ich nicht mal einen Schlüssel. Die Cola Flasche mit dem biometrischen Zugangscode der Mitarbeiterin reicht.

Okay, jetzt kann jemand einwerfen, dass der normale Dieb doch nicht mit High Tech arbeitet und schon gar nicht aus einem Flaschen-Fingerabdruck eine biometrische Kontrolle überlisten kann. Die zuständigen Manager von werden jetzt sicher sagen: “Das ist doch sehr hypothetisch. Unser System ist praktisch und sicher. Hat ja auch eine Menge Geld gekostet…”.

Sicher hat es… und es ist reine Verschwendung von Geld. Zudem wird eine Sicherheit vorgegaukelt, die es nicht gibt. Den Fingerabdruck eines Mitarbeiters der EDEKA bekomme ich mit jedem Einkauf kostenlos geschenkt. Für 4.99 kann ich mir im gleichen Laden noch den Sekundenkleber kaufen um den Abdruck zu sichern. Die Anleitung zum Herstellen des künstlichen Fingerabdruckes gibt es im Internet.

Und wer glaubt, das in einschlägigen kriminellen Kreisen noch mit Brecheisen und Dietrich gearbeitet wird, der soll doch einfach mal in den Sicherheitsabteilungen Deutscher Kreditinstitute nachfragen. Der moderne Bankräuber benutzt PC, Skimmer, Minikameras und Kartenkopiergeräte. Dagegen ist das Herstellen eines falschen Fingerabdruckes ein Klacks.

Deshalb: Nur weil etwas modern ist, ist es noch lange nicht gut. Nur weil etwas mit einem Computer gesteuert wird, ist es noch lange nicht sicher.