Internet Zensur: Heise online kapituliert nach Edit-War mit Usern

Nach digg.com mussten nun auch Heise online die Zensur im eigenen Forum nach einer Protestwelle der User aufgeben.

Was war geschehen?

Gestern, um 17.35 berichtete Heise online über den Rechtsstreit zwischen dem Comedian Atze Schröder und Wikipedia. Der Komiker wehrt sich mit juristischen Mitteln gegen die Nennung seines bürgerlichen Namens in einem Wikipedia Artikel.

Auch in der Berichterstattung von Heise online wird der bürgerliche Name von Atze Schröder nicht genannt. Ein Name, der eigentlich kein Geheimnis ist und leicht per Google und in zahlreichen Blogs gefunden werden kann. Sogar das ehrwürdige Kurhaus in Baden-Baden, nennt auf seiner Webseite unbefangen den bürgerlichen Namen des Komikers.

Edit-War auf dem Heise Forum

Nach dem Erscheinen des Artikels entbrannte eine rege Diskussion auf dem Heise Forum. In einigen Postings wurde auch explizit der Name des Darstellers der Figur “Atze Schröder” genannt. Die eifrigen Administratoren des Forums griffen zum Mittel der Zensur und sperrten den Zugriff auf Beiträge die den Namen nannten.

Was folgte war ein Wettlauf zwischen Administratoren und Forenschreiber. Während die eine Gruppe verzweifelt versuchte den Namen zu entfernen, veröffentlichte die andere Seite zahlreiche Beiträge mit der umstrittenen Zeichenkette (Hier die technisch korrekte Version in Unicode: “h u b e r t u s   a l b e r s€œ”).

Ein Edit-War erster Güte. Nach einigen Stunden gab Heise die Zensur auf. Mittlerweile umfasst der Diskussionthread im Forum über 1.100 Beiträge. Der bürgerliche Name von Atze Schröder ist im Forum längst kein Geheimnis mehr.

Was bleibt ist ein schaler Beigeschmack

Der Heise Verlag hat als gebranntes Kind zum Thema “Forenhaftung” eifrig zur Selbstzensur gegriffen. Insbesondere unter der vom Grundgesetz verbrieften Pressefreiheit ist die Selbstzensur der Redaktion allerdings ein trauriges Schauspiel. Da der bürgerliche Name von Atze Schröder bewusst nicht im ursprünglichen Artikel nicht genannt wurde, war eine Reaktion der Leser im Heise Forum vorhersehbar. Sich dort über Zensur auf einen Edit-War einzulassen war töricht und hat dem Ansehen des Verlages geschadet.

Auch geschadet hat sich Atze Schröder. Das Ziel seinen bürgerlichen Namen zu verstecken, hat er mit seinem eigenen Vorgehen gegenüber Wikipedia verfehlt. Stattdessen wird der Comedian mit seinem bürgerlichen Namen in zahlreichen Artikeln und Postings in das Gedächtnis des Internets eingespeist. Zudem dürfte das Image ein paar Schrammen abbekommen haben.

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