Babymord: Mutter verspeist Kinder!
Na mach diese Überschrift neugierig? Ich nehme es vorweg. Dieser Text wird mordlustige Gaffer enttäuschen, weil er sich mit Überschriften befasst. Denn reißerische Überschriften sind ein Phänomen des Web 2.0.
Bei reißerischen Überschriften, denke ich zuerst an die “Kunst” der Bild. Hier schafft es eine Redaktion ein komplexes Thema in einer kurzen Überschrift zu verdichten und zu überspitzen. Gerade zu enttäuscht war ich, als ich heute morgen beim Bäcker einen kurzen Blick auf die heutige Bild werfen konnte:
“Eisbären Drama im Zoo: Sie hat Ihre jungen gefressen”
Liebe Redakteur, wo ist den euer Gespür für Schlagzeilen? Ich hätte getitelt “Babymord: Mutter verspeist Kinder!” oder noch besser “Das Monster von Nürnberg: Sie aß Ihre Babies”. Ich schweife an dieser Stelle zu weit ab. Das eigentliche Anliegen dieses Postings sind ja Überschriften im Web 2.0.
Das Internet ist ein schnelllebiges Medium. Dies gilt besonders für Nachrichten und Meldungen. Unablässig strömt eine Flut von Nachrichten ins Web. Diese konkurieren um die Aufmerksamkeit der User. Doch Aufmerksamkeit ist ein begrenztes Gut. Deshalb bekommt der Überschrift von Nachrichten im Web eine besondere Bedeutung zu. Ja, ich gehe soweit zu Behaupten, dass sich Überschriften von Meldungen durch das Web stilistisch verändern. Sie werden kurz, prägnant und haben eine Tendenz zum reißerischen. Etwas à la Headliner einer Bild.
Surival of the fittest
Durch Nachrichten-Portale wie Digg, Yigg oder Webnews wird das Aufmersamkeitserhaschen noch verstärkt. Hier zählt der erste Blick. Wenn eine Überschrift nicht ins Auge sticht, wird die Meldung nicht gelesen, folglich wird diese nicht Bewertet und versinkt in den Tiefen des Web 2.0 Ozeans. Meldungen mit “interessanten” Überschriften haben in diesem surival of the fittest einen Vorteil. Bleibt der Leser an einer Überschrift hängen, so ist die Wahrscheinlichkeit eine Bewertung zu erhalten groß.
Okay, es kommt natürlich auch noch auf den Text unter einer Überschrift an. Doch die Überschrift ist das prägende Element. Daher neigen Überschriften im Web 2.0 zum Boulevard. Ich finde das bedauerlich. Denn, wo bleibt die sensible und bedächtige Überschrift?
Übrigens an dieser Stelle noch mein Beileid an den Nürnberger Zoo. Die Aussicht auf ein millionenschweres Merchandising wie bei Knut haben sich buchstäblich “im Magen der Mutter” aufgelöst.
Einen habe ich noch: “Babymord von Nürnberg: Mörderin zeigt keine reue”.
Guten Appetit.