Tu ich lieber bloggen, oder lass ich es lieber sein
“Die Meinung ist die Küche, worin alle Wahrheiten abgeschlachtet, gerupft, zerhackt, geschmort und gewürzt werden” sagte einst der Schriftsteller Ludwig Börne.
Blogs sind ein solcher Schauplatz in dem das Zerpflücken von Wahrheiten im gewummel vieler Meinungen des Internets schnell stattfindet. Um so mehr bin ich verwundert, wenn ich heute noch Einladungen zu Veranstaltungen bekomme, in denen Unternehmen Blogs als Marketing-Plattform angeboten werden.
Meine Meinung zum Zerpflücken:
Blogs sind für ein Unternehmen eine schwierige Sache. Sie sind unter Normalbedingungen kein “Marketinginstrument”. Wer Blogs unter diesen Gesichtspunkten betrachtet wird früher oder später – mit Verlaub – auf die Schnauze fliegen.
Zum Bloggen gehören drei Dinge:
- Herzblut
- Meinungsfreiheit
- Ehrlichkeit
Alle diese drei Dinge vertragen sich leider nicht immer mit Marketing. Für Herzblut braucht man Engagement, welches über einen Werbeetat hinaus wirkt, Meinungsfreiheit ist in der Werbung nicht wirklich gefragt und wer der Überzeugung ist, dass Werbebotschaften die ultimative Wahrheit beeinhalten, der soll sich sein neuen Turnschuh mal direkt im vietnamesischen Sweatshop abholen.
Wie soll das mit dem Bloggen und dem Unternehmertum also funktionieren? Es gibt mehr Bloggende Unternehmen, die mit Blogs einen Flop gelandet haben, wie Unternehmen die dies erfolgreich durchziehen.
Die Ausnahmen:
Aktions Blogs: Hier wird über einen begrenztenb Zeitraum über etwas berichtet. Ein gern genutztes Medium bei viralen Marketingaktionen (virales Marketing? Irgendwie ist doch die Luft aus dem Thema). Volkswagen mit Horst Schlämmer, war dafür ein Beispiel (ob mehr Autos verkauft wurden? Na zumindest gab es zahlreiche Auszeichnungen).
Branchen Blogs: Es gibt unzählige Fachblogs von Brancheninsidern. Wer taube Nüsse aussortieren kann, findet unter diesen unzähligen selbsernannten Experten wirkliche Juwelen. So wie beispielsweise Martin Ritters “Sicherheitsblog“. Und ja, dieser Blog ist auch “Marketing” – und zwar gute Werbung für das Know How des Experten Martin Michael Ritter.
Watch Blogs: Die Kettenhunde im Internet reflektieren im eigenen Gusto aktuelle Trends oder setzen die Impulse. Journalist Stefan Niggemeier mit seinem Bildblog, beobachten genau die ins Visier genommenen Ziele und sind schafft so Öffentlichkeit für Themen, die oftmals vom “Beobachtenden” nicht gerne öffentlich diskutiert werden sollen. Treibstoff für Watch Blogs ist das “Herzblut” der Autoren.
Blogs zwischen Top und Flop:
Medien Blogs: Journalisten und Blogs sollten zusammengehören – meint man. Doch gerade die schreibende Zunft und die Verlagshäuser tun sich mit Blogs schwer. Wie weit dürfen sich Autoren frei im Umfeld des Blogs bewegen? Wie handhabt ein Verlag die Meinungsfreiheit und den Umgang mit dem Feedback der Leser? Auch große Experimentier-Labors, wie die des Handelsblattes, zeigen bei Blogs Unsicherheiten. So wurde jüngst ein Beitrag des Ökonomen Harald Uhlig von der Redaktion gelöscht, weil dieser im Zuge der Finanzkrise seine Zweifel am Einlagensicherungssystem der Deutschen Banken äuserte. Mit der Bankenkrise liegen auch die Nerven in den Verlagshäusern blank.