Vollkommen daneben: SMS Spam durch Debitel

Liebe Freunde von Debitel, glaubt ihr ernsthaft dass eure Kunden mit solchen SMS-Nachrichten beglückt werden wollen?

Debitel SMS Spam

Als Kunde dachte ich zunächst: WOW dem Laden muss es echt mies gehen, wenn schon Porno-Kram an Endkunden verhökert werden muss. Im zweiten Moment war ich aber eher irritiert.

Warum um alles in der Welt, denkt Debitel dass ich ein Interesse an Beate Uhse XMAS Bilder habe? Welches Datamining-Unding hat euch geritten? Ich bin männlich, 35 Jahre und seit zwei Jahren verheiratet – heißt das für Debitel dass ich reif für euren Pornomist bin?

Eine ehrliche Kundenmeinung ist ja Gold wert. Deshalb liebe Debitel hört mir gut zu:
Ich will keine SPAM SMS auf mein Handy – schon gar nicht von meinem Mobilfunkprovider und überhaupt schon gar nicht mit Pornokram!

Zudem ist dieses Angebot in Bezug auf Weihnachten wirklich geschmacklos.

Welche Praktikanten haben eigentlich bei euch diese Aktion ausgedacht?

Mit dieser Meinung dürfte ich kaum alleine sein – und bitte richtet das auch eurem Vorstand für Marketing und Produktmanagement aus.

P.S. Hätte ich den Vertrag mit Euch nicht schon gekündigt, wäre es jetzt so weit.

Liebe Grüße

Bloggen mit Think!

Bislang erschien einmal im Monat ein ausführliches Posting in Think! zu einem aktuellen oder interessanten New Media Thema. Der monatliche Rhythmus eines großen Beitrages wird auch im neuen Jahr beibehalten. Neu ist, dass wir zwischen diesen großen Themen nun auch kleine Postings im Blog veröffentlichen werden.

Viel Spass beim Lesen

Mirko Ross

Berühmt über das Internet (und wieder zurück)

Wie Personen über das Internet ins Rampenlicht der Welt geraten.

Über Nacht zum Star €“ ob freiwillig oder unfreiwillig €“ seit Beginn des Internet können sich Informationen über E-Mail, Foren, Filesharing und Newsgroups lawinenartig verbreiten. Populäre Portale der zweiten Internet-Generation, wie YouTube, MySpace oder Technorati sorgen dafür, das Informationen sich nun noch schneller viral ausbreiten können. Im Web der zweiten Generation werden Stars innerhalb weniger Stunden geboren.

Lesen Sie in dieser Ausgabe von Think!, wie sich Informationen im Web 2.0 viral verbreiten.

Das globale Dorf €“ Bonn liegt neben Bangalore

Unsere Welt ist durch das Internet zum globalen Dorf geworden €“ Bonn liegt neben Bangalore. Im Informationszeitalter bildet die Internet-Community ein soziales Netzwerk, in dem Informationen global und rund um die Uhr verbreitet werden. Neue Technologien wie Tagging und RSS sorgen dafür, dass Informationen automatisch verbreitet werden.

In diesem globalen Dorf kann jeder Mensch ins Rampenlicht geraten und freiwillig – oder unfreiwillig – berühmt werden. Aus dem Nichts werden neue Stars geboren wie Star Wars Kid, Schnappi, Lynne & Tessa, Grup Tekkan, Lonleygirl15 oder Paris Hilton.

Deren Stern steigt schnell durch das Internet empor und wird von klassischen Medien wie Zeitungen, Radio und Fernsehen gerne weiter verbreitet.

24h Unterhaltung

Die Internet-Community sucht 24h am Tag nach Unterhaltung. Ausschlaggebend für den schnellen Ruhm von Personen durch das Web ist daher deren Unterhaltungswert für Internet-Nutzer.

Popstar

Umso unterhaltender (oder auch aufregender) die Information, desto schneller wird diese über E-Mails, Blogs, Filesharing, Nachrichten- und Videoportale verbreitet. In nur wenigen Stunden wird ein Großteil der Internet-Nutzer mit solchen Informationen infiziert €“ es entsteht eine epidemische Verbreitung der Information.Unterschiedliche Mechanismen sind für eine virale Informationsverteilung im Internet verantwortlich. Betrachten wir drei Mechanismen genauer: Information-HUBs, Das Kleine Welt Phänomen und das Bored at Work Network.

HUBs €“ Informationsverteilung über wenige Knoten

Einige wenige Webseiten im Internet sind überproportional stark mit anderen Seiten verknüpft. Je höher der Grad dieser Verknüpfung, desto bedeutender wird dieser Knoten im Internet. Umso bedeutender ein Knoten, desto schneller steigt seine Vernetzung im Internet. Solche Knoten werden als Information-HUBs bezeichnet und sorgen dafür, das Informationen sehr schnell innerhalb des Netzwerkes verbreitet werden.

Es zeigt sich, dass die Vernetzung an einigen wenigen HUBs besonders konzentriert ist: beispielsweise Videoportale, Blogs, Community-Seiten und Nachrichtenseiten.

Informationen die über einen solchen HUB verbreitet werden, erreichen eine überproportionale Reichweite. Der Physiker Albert-László Barabási zeigt in seinem Netzwerkmodell, das 5 HUBs ausreichen, um 60% aller Netzwerkknoten in einem skalenfreien Netzwerk direkt zu erreichen.

Netztopologie

“The majority of nodes in a scale-free network have one or two links, but a few nodes have a large number of links; this guarantees that the system is fully connected. More than 60% of nodes can be reached from the five most connected nodes…” Albert-László Barabási, Department of Physics, University of Notre Dame, “The physics of the Web”

Von der ersten Veröffentlichung auf der Nachrichten-Portal-Seite (Information-HUB) wird die Nachricht immer weiter auf unbedeutendere Plätze verdrängt, bis Sie schliesslich im Archiv landet €“ nach einer Studie von Albert-László Barabási im Schnitt nach ca. 36h.

Kleine-Welt-Phänomen

1967, weit vor dem heutigen Internet, prägte der amerikanische Soziologe Stanley Milgram den Begriff “small world phenomenon“. Nach Milgrams These, ist in einer modernen Gesellschaft jeder Mensch über ein kurze Kette von Kontakten miteinander verbunden. Dem von Duncan J. Watt’s an der Columbia University weiterentwickelten Modell liegt zu Grunde, dass weltweit jede Person über maximal sechs Bekanntschaftsbeziehungen miteinander verbunden ist.

Die Welt ist ein kleines Dorf, und über die modernen Kommuniktations-Mittel des Internet verbreiten sich Nachrichten über gut vernetzte Personen rasant. Dabei sind Personen mit vielen sozialen Kontakten (social HUBs) wichtige Multiplikatoren. Dieses Prinzip machen sich Portale wie OpenBC zu nutze.

Bored at Work Network

Der Online-Aktivist Jonah Peretti prägte den Begrif des “Bored at Work Network“. Gemeint sind damit die zahllos während der Arbeitszeit kursierenden E-Mails von Kollegen und Bekannten, mit zumeist spassigen oder skurrilen Inhalten. Diese E-Mails verbreiten sich viral unter Büro-Angestellten, die neben der Arbeit genügend Zeit für das studieren und weiterleiten dieser E-Mails haben.

Gelangweilte “social HUBs” sind Treibstoff für das Bored at Work Network. Sie sorgen für eine virale Verbreitung von Informationen mit Unterhaltungswert.

Drei Beispiele aus der Praxis zeigen chronologisch, wie Personen durch das Zusammenspiel von Information HUBs, Kleine Welt Phänomen und Bored at Work Network ins Rampenlicht geraten.

Fall 1: Ghyslain Raza alias “The Star Wars Kid

Ghyslain Raza wurde mit 15 Jahren zum unfreiwilligen Star der Internet-Community. Dabei steht im Zentrum des Ruhms das clownhafte Auftreten in einem Video. Durch dieses Video wurde Ghyslain Raza zum Opfer durch “virtuelles Mobbing” ausgelöst durch drei Mitschüler.

04.11.2002: Im Anschluss eines Schulprojektes filmt sich der 15 jährige Teenager Ghyslain Raza mit einem Golfschläger bewaffnet, als Laserschwert schwingender Jedi-Ritter. Danach vegisst Ghyslain das Video-Tape.

19.04.2003: Der Mitschüler Jérôme Laflamme entdeckt die vergessene Aufzeichnung auf dem Videoband. Gemeinsam mit seinen Freunden Michaël Caron und Jean-Michel Rheault digitalisieren Sie das Video und veröffentlichen es im File-Sharing-Netzwerk Kazaa unter dem Dateinamen: Jackass_starwars_funny.wmv.

24.04.2003: Das Video wird auch ausserhalb des File-Sharing-Netzwerkes bekannt. Es folgen Postings in Blogs, Foren, Webseiten und virale E-Mails im “Bored at Work Network“. Es erscheinen die ersten überarbeiteten Versionen des Videos mit Musik und Laser-Effekt.

Zum Video Starwars Kid

13.05.2003: Der Blogger Jishnu Mukerji macht Ghyslain ausfindig und führt ein telefonisches Interview. Das Video wurde zu diesem Zeitpunkt schon millionenfach im Internet verbreitet. Ghyslain betont, das die Veröffentlichung des Videos ihn überraschte und nicht von Ihm gewollt war: “Actually, it was a mistake. The cassette was left in the studio and someone put it on the Internet.

23.07.2003: Die Eltern von Ghyslain entschließen sich gerichtlich gegen die Mitschüler vorzugehen, die das Video in Umlauf brachten.

22.08.2003: In einem Interview mit einer kanadischen Tageszeitung äußert sich Ghyslain verbittert über seinen Fall “I want my life back“.

07.04.2006: Schlichtung im Fall “Star Wars Kid“. Die Eltern von Ghyslain Raza einigen sich mit den beklagten Eltern der Schüler, die das Video veröffentlichten. Details der Einigung sind unbekannt.

Im Gerichtsverfahren betont Ghyslain Raza die für ihn negativen Folgen der Internet-Popularität:
So wurde er von Mitschülern gemobbt und konnte nicht mehr die Schule besuchen. In der Öffentlichkeit sprachen ihn fremde Menschen als “Star Wars Kid” an. Ghyslain stellte den Besuch der Schule ein und musste sich wegen Depressionen therapeutisch behandeln lassen.

Auch die beklagten Mitschüler bedauern Ihre Tat. Sie waren sich der möglichen Resonanz durch das Internet nicht bewusst.

Fall 2: Ismael, Selçuk und Fatih Hira alias “Grup Tekkan

Über das Videoportal YouTube gelangten die Darsteller eines Musikvideo innerhalb von 13 Tagen zu einem Auftritt im Fernsehen. Die drei Pfälzer Jugendlichen Ismael, Selçuk und Fatih Hira durften trotz offensichtlichen Mangels an Talent von einer Karriere als Band “Grup Tekkan” träumen.

Was war geschehen?

03.03.2006: Der Blogger Mathias Oborski stellt das Video der Grup Tekkan auf YouTube online. Nach Aussage von Mathias Oborski, stammt das Video-Orginal aus einem unbedeutenden Internet-Forum.

Zum Video Grup Tekkan

03.03.2006, 21:09 Uhr: Mathias Oborski veröffentlicht in seinem Blog einen Beitrag mit dem von YouTube eingebundenen Video der Grup Tekkan.

06.03.2006, 15:00 Uhr: Der populäre Blog “Spreeblick.de” greift das Thema auf und veröffentlicht einen Beitrag “Wo bist du mein Sonnenlicht”. Das “Bored at Work Network” beginnt zu arbeiten. Es kursieren die ersten viralen E-Mails mit einem Link zu Spreeblick und YouTube.

06.03.2006, 16:57 Uhr: Auf dem Blog von Mathias Oborski steigen die Zugriffe erheblich. Er registriert 20 mal mehr Besucher als üblich.

08.03.2006, 6:27 Uhr: Die Zugriffe auf den Blog von Mathias Oborski steigen auf das 60-fache des üblichen an. Auf YouTube wird das Video über 100.000 mal abgerufen.

09.03.2006: Medien greifen das Thema in der Berichterstattung auf. Es folgt das erste Interview von Grup Tekkan auf dem Online-Portal “Bunte.de“. Weitere Medienmeldungen folgen in Nachrichten-Networks, Radio und TV.

13.03.2006, 9:34 Uhr: Mathias Oborski veröffentlicht einen Teil der Anfragen aus der Musikindustrie, die an ihn gerichtet wurden.

15.03.2006: Grup Tekkan winkt ein Plattenvertrag mit dem zu Universal Music (Deutschland sucht den Superstar) gehörendem Unternehmen “Superstar Recordings“. Es folgt ein zweites Interview der Grup Tekkan auf dem Online Portal “Bunte.de”.

16.03.2006 23:24 Uhr: Fernsehauftritt der Grup Tekkan alias Ismael, Selçuk und Fatih Hira bei Stefan Raab.

17.03.2006: Spiegel Online berichtet unter dem Titel “Tokio Hotel verblasst im Sonnenlischt” über die Erfolgsgeschichte der Grup Tekkan.

19.03.2006: Uppps – der Song der Grup Tekkan ist ein Plagiat. Die Melodie stammt vom Kanadier Michael Manu. Der Komponist des Originals “Tell me wut u want” erfährt durch einen Anruf von der geplanten kommerziellen Veröffentlichung des Songs “Wo bist du mein Sonnenlicht” durch Superstar Recordings.

20.03.2006: The Show must go on – Interview der Grup Tekkan auf Eins Live.

21.03.2006: Alles nur geklaut – nun ist es öffentlich, Spiegel online widmet dem Plagiat der Grup Tekkan einen Artikel.

24.03.2006: Komponist Michael Manu und Superstar Recordings einigen sich bezüglich der Nutzungsrechte des Songs. Veröffentlichung der Maxi CDWo bist Du mein Sonnenlicht” durch Superstar Recordings wird angekündigt. Es sollen laut Angabe des Plattenlabels 60.000 bis 70.000 Maxi Cds veröffentlicht werden.

10.04.2006: Wieder uppps – Der Song “Wo bist Du mein Sonnenlicht” erreicht nur Platz 12 der Deutschen Single Charts. Der Song kann seine Position nicht halten und stürzt schnell in den Charts ab.

16.10.2006: Wer zum Teufel sind Grup Tekkan?!? Downloads des Videos auf YouTube: über 5,6 Mio. Views.

Der Fall 3: Lonelygirl15 alias Bree alias Jessica Rose

Ab Mitte Juni 2006 erfreute sich auf YouTube das Video-Tagebuch von “Lonelygirl15” wachsender Beliebtheit. Die Teenagerin Bree alias €žLonleygirl15€ž erzählt darin eine märchenhaft bewegende Geschichte:

Abgeschirmt von den streng religiösen Eltern, veröffentlicht die 16 jährige Teenagerin Bree über das Portal YouTube ein Video-Tagebuch. Sie berichtet dort über alltägliche Dinge: das Verhältnis zu Ihrem besten Freund Daniel, Liebeskummer, das Verheimlichen Ihrer Video-Tagebücher gegenüber den Eltern, Okkultismus und bewegende Momente wie ihren ersten Kuss.

Bree unterhält den Sommer über eine wachsende Fangemeinde auf YouTube. Dann folgt Ernüchterung: Die geheimnisvolle Bree alias Lonleygirl15 wird von Bloggern enttarnt €“ hinter den Video-Tagebüchern verbirgt sich eine professionell produzierte viralen Seifenoper mit Drehbuchautoren und Schauspielern.

Betrachten wir die Ereignisse um Lonleygirl15 im Sommers 2006 genauer:

16.06.2006: Auf YouTube erscheint das erste Video der 16 jährigen Teenagerin Bree mit dem YouTube Pseudonym “Lonleygirl15“.

Zum Video Lonleygril15Bree im ersten Video:

“Hi, guys. Um, so, this is my first video blog.
Um, I’ve been watching for a while and I really like alot of you guys on here. Um, I really like paytotheorderofofof2… you’re really funny, and, um, your videos are always really interesting and you seem really nice. Um, then there’s thewinekone, or…just winekone? I’m not sure. You’re totally retarded, but I like it.
Well, I guess a video blog is about me. My name is Bree. I’m sixteen. Um, I don’t really wanna tell you where I live… cause, you could stalk me.
Yeah. Um… well, what you need to know about my town is that it’s really boring. Like, really, really boring. Really, really, really boring. Um, that’s probably why I spend so much time on my computer. I’m a dork.
Um, I really didn’t have a plan for this video blog, but… I guess I’ll just do this.
Okay, I hope you guys enjoyed that… um… bye!”

Bis Ende 08.2006: Es folgen fast 30 weitere Videos von Lonleygirl15 auf YouTube. Um die Geschichte von Bree hat sich eine wachsende Fangemeinde gebildet. Die Videos von Lonleygirl15 sind auf der Liste der populärsten Videos bei YouTube und erreichen im Schnitt je 200.000 Downloads.

28.08.2006: In der Internet-Community wachsen skeptische Stimmen zu den Videos von Bree. Die Web-Adresse lonelygirl15.com wurde nach Recherche von Bloggern bereits im Mai, vor dem erscheinen des ersten Videos registriert. Der Verdacht, dass alles nur Schwindel und ein Marketing-Trick ist erhärtet sich. Adam Sternbergh vom New Yorg Magazin greift das Thema auf. Bree veröffentlicht weitere Tagebuch-Videos.

08.09.2006: Die Los Angeles Times nennt Lonleygirl15 einen Marketing-Trick. Die Fans Shaina Wedmedyk und Chris Patterson hatten über ein E-Mail-Posting von Lonleygirl15 den Absender der IP-Adresse ausfindig gemacht: Es ist das Castingbüro der Creative Artists Agency in Beverly Hills. Der Begriff “Lonleygirl15” wurde nach Recherche der LA Time als Marke durch den Anwalt Kenneth Goodfried als Marke geschützt. Bree veröffentlicht unterdessen weitere Tagebuch-Videos.

12.09.2006: Beiträge mit Hinweisen zur Enttarnung von Lonleygirl15 nehmen innerhalb der Internet-Community zu. Zahlreiche User beschäftigen sich mit der professionellen Machart der Videos. Der Journalist Tom Foremski meldet, dass er Bree als die Schauspielerin Jessica Rose indentifiziert hat.

13.09.2006: Die New York Times berichtet, das Lonleygirl15 erfunden ist. Hinter der Geschichte von Bree stecken der Drehbuchautor und Regisseur Ramesh Flinders, der Regisseur Miles Beckett, der Anwalt Greg Goodfried und seine Frau die Produzentin Amanda Goodfried. Lonleygirl15 ist eine inszenierte virale Seifenoper mit über 600.000 Zuschauern auf YouTube.
Stand 17 Oktober: Bree veröffentlicht weiter ihre Tagebuch-Videos (52 Videos auf YouTube).

Fazit

Der Geschmack der Internet-Community (sofern diese überhaupt Geschmack besitzt) ist schwer zu fassen. Geliebt werden meist tragisch-komische Helden, die auf den ersten Blick witzig, schockierend, abschreckend, authentisch oder extrem überzeichnet wirken.Die epidemische Verbreitung dieser Helden geschieht immer noch über grundlegende Mechanismen des Internets: vorwiegend “Mund zu Mund” per E-Mail und über Gerüchteküchen wie Foren, Newsgroups, Filesharing und Blogs. Die Verbreitung einer attraktiven Information im Bored at Work Network erfolgt explsionsartig. Zumeist sind die Urheber einer solchen Epidemie von deren Wucht selbst überrascht.

Community-Portale des Internets der zweiten Generation wie YouTube, MySpace und Technorati sorgen für eine vereinfachte Verbreitung der Informationen (Video, Ton, Bild), die auch technisch weniger versierte Laien bewerkstelligen können.

YouTube bringt dies mit seinem Claim auf den Punkt: €žBroadcast Yourself€œ.

Sobald sich erfolgreiche virale Inhalte im Internet herauskristallisieren, ist der Weg in die Massenmedien nicht mehr weit. Der Hunger nach Meldungen sorgt für eine Berichterstattung auf Nachrichtenportalen, Zeitung, Radio und TV.

Dabei reflektiert die Medien-Maschinerie gnadenlos den Geschmack der Internet-Community: ob freiwillig oder unfreiwillig, dem Rampenlicht der Berichterstattung kann sich keiner der Betroffenen entziehen.

Doch genauso schnell wie sich der Focus der über die betroffenen Personen richtet, ebbt die Berichterstattung in den Medien wieder ab. Neue Freakshows verdrängen die begehrten Plätze in den Medien. Zurück bleiben die durch den Medienrummel überrollten (Ex)Stars: “I want my life back” wünschte sich Star Wars Kid Ghyslain Raza. Vergeblich – das Internet vergisst nicht.

Der Fall Lonleygirl15 hat dagegen eine andere Dimension. Durch gezielte Manipulation gibt Lonleygirl15 einem Teil der Web 2.0 Community genau das, wonach diese lechz: scheinbar authentische, triviale, niedliche und Geschichten voller Rätsel. Bewusste Nahrung für Verschwörungstheoretiker.

Das mit dem Rummel um Lonleygirl15 die Grenze zwischen Realität und Fiktion vollkommen verschwindet ist ein Kollateralschaden unserer Mediengesellschaft an den wir uns zunehmend gewöhnen werden müssen.

Website für das Google-Imperium optimieren.

Vor 2000 Jahren führten alle Wege nach Rom. Heute im Internet-Zeitalter ist Google das Machtzentrum im World Wide Web.

In Deutschland zählt die Suchmaschine Google mit fast 90% Marktanteil (Stand 2006) zur ersten Anlaufstelle für Informationssuchende. Fast alle Wege führen zu Google und von dort weiter zu Informationsangeboten im Web.

In dieser Ausgabe von Think! berichten wir Ihnen, wie Ihr Internet-Auftritt durch die Beachtung einfacher Methoden in Google besser gefunden wird.

Google zeigt den Weg zur Webseite

Google

Wer bei der “Google-Suche” erfolgreich seine Webseiten positionieren möchte, kommt nicht umhin sich mit der Funktionsweise dieser Suchmaschine zu beschäftigen. Doch wie genau Google die Postion einer Webseite für einen Suchbegriff einstuft, ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Google schützt sich mit dieser Geheimhaltungspolitik vor unerwünschten Manipulationen durch Suchmaschinen-Optimierer (SEO’s) und Suchmaschinen-Spammer, die Seiten um jeden Preis auf Spitzenpositionen pushen möchten.

Es gibt weltweit eine Reihe von Experten, die über Versuche die Mechanismen von Google analysieren. Aus praktischen Experimenten lassen sich Faktoren für eine erfolgreiche Position in Google ableiten. Siehe dazu auch das Internet-Experiment €žNigritude ultramarine€œ.

Eine gute Position in Google ist kein Glückspiel

6er im Lotto

Auch Sie können durch Beachtung einiger Grundregeln die Position Ihrer Webseite in Google verbessern. Wichtige Faktoren, die sie selbst beeinflussen können sind:

  • Schlüsselwörter (Keywords) in einer angemessenen Dichte auf Ihrer Webseite verteilen. Die Kunst dabei ist es relevante Suchbegriffe in Titel, Überschrift und Text der Webseite zu nennen. Dabei ist es auch sinnvoll im Text der Seite Synonyme von Keywords zu nennen, damit diese ebenfalls von Google indiziert werden.
  • Verlinkungen zu Webseiten herstellen und in Ihrer eigenen Seite wichtige Keywords verlinken. Sowohl Links von anderen Webseiten, wie auch verlinkte Schlüsselwörter innerhalb der Webseite (Crosslinks) sind für Google ein Indikator für die Relevanz Ihrer Webseite in Bezug auf einen Suchbegriff. Je mehr Seiten im Internet auf Ihre Webseite verlinken, desto wichtiger stuft Google Ihre Internet-Seite ein. Als Maßeinheit für die Wichtigkeit vergibt Google den Page Rank. Sie können den Page-Rank Ihrer Webseite über die Google-Toolbar einsehen.
  • Seiten deren Inhalte oft aktualisiert werden, sind für Google attraktiver, als Seiten deren Inhalte über Monate und Jahre unverändert bleiben. Deshalb ist es sinnvoll auf der Homepage regelmäßig Neuigkeiten zu präsentieren. Sie sollten pro Monat eine bis vier Meldungen oder Änderungen durchführen (es gibt Experten die eine tägliche Änderung empfehlen, doch wir wollen es an dieser Stelle im Text nicht übertreiben).
  • Bei der Verwendung von Bildern sollten Sie diese immer mit alternative Texten versehen, die wichtige Schlüsselwörter enthalten.
  • Benennen Sie Navigationspunkte nach Keywords.

Technisches Feintuning

Wenn Sie diese Punkte beachten, können Sie in der Regel schon eigenständig durch die redaktionelle Gestaltung die Position im Google-Suchergebnis positiv beeinflussen. Durch ein technisches Feintuning lässt sich das Ergebnis noch verbessern.

Dazu ist es notwendig die Gestaltung und Programmierung des Internet-Auftrittes auf den Bedarf des Google-Bots abzustimmen:

  • Google Sitemaps sind eine spezielle Navigationskarte für den Google-Bot, der Ihre Webseite indiziert. Durch Google Sitemaps können Sie Google gezielt alle URLs der zu indizierenden Seiten mitteilen. Für Anwender des Redaktionssystems Typo3 gibt es beispielsweise eine Erweiterung die automatisch eine Google Sitemap erzeugt.
  • Das Redaktionssystem so verwenden, dass es statische Seiten mit der Endung *.html oder *.htm erzeugt.
  • Textüberschriften mit dem HTML-Tag (H1…) versehen.
  • Verzichten Sie auf Frames im Internet-Auftritt.
  • Verzichten Sie auf Schlüsselseiten und in der Navigation Ihres Internet-Auftrittes auf technische Spielereien wie FLASH-Animationen oder Java-Applets. Sollten Sie diese verwenden wollen, dann lassen Sie diese durch einen Experten einfügen, der weiß welche Anpassungen für Google notwendig sind.

Bezahlte Werbung auf Google

Dies sind einige wichtige Punkte mit denen Sie das Ranking Ihrer Seite in Google verbessern können. Für zahlende Interessenten bietet Google über die Einblendung bezahlter Adwords-Anzeigen, die Möglichkeit für eine Seite zu werben.

Google blendet je nach Suchbegriff gezielt die dafür vorgesehene Werbung ein. Der Werbetreibende kann diese Einblendung über die Definition einer Keywort-Liste bestimmen.

Dabei werden die Werbeeinblendungen über Klickpreise Cost per Click (CPC) abgerechnet. Gezahlt wird nur für Werbetexte, bei denen der Internet-Surfer per Mausklick auf Ihre Homepage weitergeleitet wurde.

Je nach dem wie viel Sie bereit sind pro Klick zu zahlen, positioniert Google Ihre Anzeige vor oder nach einem Wettbewerber.

Google-Adwords haben sich zu einem sehr effektiven Werbemittel entwickelt. Die Abrechnung ist fair und transparent. Und auch für Google lohnt sich das Geschäft mit zufriedenen Werbekunden, wie die Meldungen zu den Google Quartalszahlen 2006 zeigen.

Google ist nicht alles

Im Internet-Marketing führen fast alle Wege zu Google. Aber nur fast. Von großer Bedeutung sind ebenfalls spezielle Verzeichnisse wie Preisvergleichsportale, Blogs, Foren, E-Bay und Fachportale. Auch hat Google in anderen Ländern der Erde nicht den gleichen Stellenwert wie in Deutschland erreicht. Je nach Zielmarkt ist es also sinnvoll auch andere Suchmaschinen wie Yahoo, MSN oder Altavista zu beachten. Dies sollten Sie in der Vermarktung Ihrer Webseite berücksichtigen.

Und natürlich gibt es auch Experten für Suchmaschinen-Marketing (SEO), die Sie gerne beraten.

Kundenbeziehungsmanagement (CRM)

Die großen Versprechen der Software-Lösungen für Kundenmanagement und was in der Praxis davon übrig bleibt.

Stellen Sie sich vor, Sie planen Ihre eigene Hochzeit. Für den Bund der Ehe gibt es vieles zu überlegen. Sie werfen einen Blick auf Ihre Checkliste und lesen Dinge wie

  • Unterlagen für das Standesamt
  • Gespräch mit dem Pfarrer
  • Ehevertrag beim Anwalt aufsetzen
  • Mit Softwarehaus das Projekt “Ehemanagement-Software” starten….

MOMENT…. das Projekt €žEhemanagement-Software€œ ? Sie stutzen? Das zu Recht! Also kurz einen Griff zum Telefon und den Softwareberater anrufen (das kann dann in folgendem Dialog münden):

Sie: €žLieber Herr Softwareberater, erklären Sie mir doch mal, was das mit dem Projekt ‘Ehe-Management-Software’ auf sich hat?€œ

Zunächst ist der Berater ziemlich aus dem Häuschen, schließlich ist er es nicht gewohnt ohne Powerpoint-Folien zu diesem Thema zu reden, aber nach einer kurzen Bedenkzeit legt er los:

Berater: €žDas Projekt ‘Ehemanagement-Software’ hat zum Ziel, die wesentlichen Faktoren in der Beziehung zu Ihrer künftigen Frau umfassend und über die gesamte Zeit Ihrer Ehe zu erfassen, auszuwerten und zu steuern. Dabei bestimmt die Software den `Lifetime-Value’ Ihrer Ehefrau und sorgt dafür, dass Sie den Punkt der maximalen Wertschöpfung erkennen. Damit haben Sie die Chance rechtzeitig die Ehe zu lockern, sobald der Aufwand zur Beziehungspflege in keinem Verhältnis zum noch zu erwartenden Ertrag steht. Und das Beste: mit dem Projekt ‘Ehemanagement’ können Sie nicht nur die Beziehung zu Ihrer Ehefrau bewerten und managen €“ sondern… €œ

…es folgt ein verschwörerisches Lachen am Telefon…

Sie: €žÄhhhh, stopp! Ich möchte nicht mehr über die Möglichkeiten dieser Software erfahren! Diese Software passt für mich nicht in eine Ehe. Vielen Dank für die Information. Ich glaube ich verzichte auf die Ehemanagement-Software.€œ

Berater: €žAber … wenn Sie erst meine Powerpoint-Präsentation…€œ

Ohne zu erwidern und etwas verwirrt beenden Sie das Gespräch.

Vom Ehemanagement zum CRM

Fehler


Okay, €žEhemanagement-Software€œ hat sich bislang noch nicht etabliert. Aber im Bereich Unternehmens-Software gibt es genug Lösungsangebote für das elektronische Kundenmanagement (oder auch Customer Relationship Management (CRM))

Customer Relationship Management hat sich in den letzten Jahren zu einem Schlagwort entwickelt, um das sich eine Heerschar von Beratern und Software-Anbietern tummelt. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansichten, Methoden, Versprechen und Software-Lösungen zu diesem Thema. Schlagworte wie €žCustomer-Lifetime-Value€œ, €žDatamining€œ, €žPermission-Marketing€œ und vieles mehr geistern durch die Medien.

IT-Unternehmen lieben es, einfache Dinge durch kreative Wortschöpfungen aufzuwerten. Streichen Sie diese Schlagworte am Besten aus Ihrem Gedächtnis! Stattdessen lehnen Sie sich entspannt zurück und stellen Sie sich bitte eine einfache Frage:

€žWas hat eine gute Ehe und die Beziehung zu meinen Kunden gemeinsam?€œ

Die Antworten sind so individuell wie jede Ehe. Doch sicherlich denken auch Sie an Faktoren wie Vertrauen, Zuverlässigkeit und Zuneigung. Falls Sie nicht eine Ehe nach dem Vorbild des Modell Anna-Nicole Smith führen möchten, hat der Faktor Geld bei Ihren Überlegungen keine Rolle gespielt.

Leider vergessen sowohl CRM Experten, Software-Anbieter und Unternehmen die strategisches CRM planen, dass dieses Thema in erster Linie von weichen Faktoren und Werten bestimmt wird und nicht von monetären Fragen €“ eben wie in einer guten Ehe.

Über 50% der CRM Projekte scheitern

Fehler

Falsche Erwartungen und Ziele sind dafür verantwortlich, dass laut einer Studie des Fraunhofer Instituts über 50% der CRM-Einführungen scheitern. Das Beratungsunternehmen Cap Gemini benennt 13 systematische Fehler die CRM Projekte scheitern lassen.

Doch einen Hauptmangel benennt Cap Gemini nicht: Unternehmen, die Ihre Kundenbeziehung auf rein monetäre Fragen reduzieren, werden im Kundenmanagement auf lange Sicht verlieren statt gewinnen. Denn diese Ausrichtung führt zu einer Unternehmens-Philosophie, die das Kundenmanagement auf reine Umsatz- und Gewinnerwartungen reduziert. Eine Haltung die am Ende spürbar beim Kunden ankommt – falls Sie daran Zweifeln, dann Fragen Sie doch einfach Ihre Frau nach den Werten Ihrer Ehe.

Erfolgsfaktoren für Kundenmanagement

Bevor Sie intern über strategisches Kundenmanagement nachdenken und in ein Projekt starten, sollten Sie diejenigen fragen die im Mittelpunkt Ihrer Unternehmung stehen: Ihre Kunden. Erörtern Sie gemeinsam mit Ihren Kunden, deren Bedarf nach Betreuung, Information und Service.

Erst mit diesen Informationen aus erster Hand, sollten Sie mit der strategischen Planung Ihres Kundenmanagements beginnen. Dann können Sie gezielt die einzelnen Aufgaben definieren und lösen:

  • Optimierung von Geschäftsprozessen
  • Mitarbeiter einbeziehen
  • zielorientiertes Projektteam
  • Datenbestände sichten und bereinigen
  • Erfordernisse für Software definieren
  • Budget
  • Software-Integration

Die Wahl der Mittel

Ganz am Ende Ihrer Überlegungen sollte die Integration der für Sie geeigneten CRM Lösung stehen. Dabei ist die Auswahl der geeigneten Software-Tools so vielfältig, wie es unterschiedliche Geschäftsgegenstände gibt. Strategisches CRM kann deshalb vom Geschäftskundenmanagement, über Alumni-Management, Fundraising oder Social Networking reichen.

Möchten Sie Ihre CRM-Lösung stark mit den IT-Prozessen im Unternehmen verbinden, sollten Sie darauf achten, dass die verwendete Software einen hohen Freiheitsgrad besitzt. Offene und transparente Schnittstellen und eine auf Open Source basierende Software geben Ihnen die Freiheit auf neue Erfordernisse schnell reagieren zu können.

Zum Abschluss

Zugegeben eine Ehe ist nicht immer einfach. Eine solche Beziehung lebt von Höhen und Tiefen, von Konsens und Dissens. Doch erfolgreiche Ehen sind eine starke Gemeinschaft, bei der die Partner gemeinsam durch Dick und Dünn gehen €“ ein tolles Vorbild für die Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden.

Web 2.0 das Internet nach dem Internet

Ein neues Buzzword ist geboren: “Web 2.0”. Erfolgreich macht dieser Begriff seine Runden durch die Medien. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff “Web 2.0”? Stellen wir diese Frage einem Marketingprofi, Soziologen oder Techniker so werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit drei verschiedene Antworten erhalten.

Web 2.0 ist ein Oberbegriff unter dem eine Vielzahl von Entwicklungen im Internet zusammengefasst werden: Weblogs, RSS, Filesharing und vieles mehr. Alles Entwicklungen die das Nutzer- und Anwenderverhalten im Internet in den letzten Jahren wesentlich geprägt und verändert haben. Das Internet hat sich mit diesen Anwendungen von einer statischen Informations- und Verkaufsplattform zu einem interaktiven sozialen Raum gewandelt.

Das Internet im Wandel

Web 2.0 Mindmap nach O'reilly

In den Urzeiten des Internets waren die Rollen des Informations-Anbieters und des Informations-Suchenden klar getrennt. Im Web 2.0 verschwinden diese Trennungslinien. Der Nutzer wird Teil eines sozialen Netzwerkes mit dem er interagiert. Das Web 2.0 ist geprägt von Interaktionen mit virtuellen Gemeinschaften – den Communitys. Wer in der Musiktauschbörse neue Songs herunterläd wird über Peer-to-Peer Verbindungen auch zur Datenquelle für andere Teilnehmer der Tauschbörse. Der Informations-Suchende schlüpft mehr oder weniger bewußt in die Rolle eines Anbieters und wird Teil der Tauschbörsen Community.

Wie verändert sich die Internet-Nutzung im Web 2.0?

In den letzten zwei Jahren haben sich Trends herauskristallisiert. Das Internet wird verstärkt zum sozialen Raum. So werden in Weblogs und Wikis Informationen abgelegt, ausgetauscht und verteilt. Durch interkative Komponenten bilden sich Informationsräume mit eigenen Spielregeln. In diesen sozialen Informationsräumen können kleine Informationsbrocken sehr schnell zu großen unkontrollierten Lawinen anwachsen.

“…Weblogs, den Klowänden des Internet” schrieb Jean-Remy von Matt. Just dieses Statement aus einer E-Mail wurde in einem Web-Tagebuch (Blog) publiziert und verbreitete sich binnen weniger Tage innerhalb der Blogosphäre. Es folgte eine Lawine Zitate, Trackbacks, Kommentaren und Blogeinträge der empörten Blogger. Jean-Remy von Matt hatte den Einfluss der Blogosphäre unterschätzt und stand nun vor einem hausgemachten PR-Gau. Nach einer Woche entschuldigte er sich öffentlich bei den beleidigten Bloggern. Was bleibt ist ein angekratztes Image und die Tatsache das beim “Googlen” nach dem Namen “Jean-Remy von Matt” nun 9 kritische Blog-Einträge die Rangliste 2-10 belegen!

Die Community an die Macht

Mit der musikalischen Liebeserklärung “Wo bist Du mein Sonnelicht” sangen sich drei pfälzer Jungs in die Herzen der Blogger. Musikalischer Trash gepaart mit einem dilletantischen Video sorgten über Blogs und E-Mail für eine virale Verbreitung der selbsternannten Gesangskünstler. Binnen weniger Tage wurden Ismael, Selcuk und Fatih Hira zu Stars im Internet. Während bei “Deutschland sucht den Superstar” über eine geballte Marketingoffensive ein “Hype” teuer über Werbung erkauft werden muss, kürt die Internet-Community ihre eigenen Helden: über Mund zu Mund Propaganda werden in wenigen Stunden neue Medienstars geboren. Das Web 2.0 macht es möglich. Wo musikalischer Trash von Internet-Massen geliebt wird ist das Fernsehen mit Stefan Raab nicht weit. Und so haben es die drei pfälzer Jungs nun zum realen Plattenvertrag gebracht. Reschpekt!

Das Web 2.0 als Fläche für PR und Marketing

Es liegt Nahe die Mechanismen der Informationsverbreitung im Web 2.0 für kommerzielle und politische Zwecke zu nutzen. Doch dies ist ein Spiel mit dem Feuer. Meinungsbildende Communitys wie Wikipedia wissen um ihre Anziehungskraft und Multiplikatoren-Wirkung. Soziale Kontrolle funktioniert im Global Village des Web 2.0 ebenso, wie im Tante Emma Laden um die Ecke. Manipulationsversuche bleiben selten lange unentdeckt und können sich zu einem Boomerang entwickeln. Schmerzlich spüren mussten dies Abgeordnete des US Kongress, die versuchten Einträge in der Online Enzyklopädie Wikipedia zu schönen. Spürnasen der Wikipedia Community verglichen die IP-Adressen verdächtiger Textredakteure und identifizierten diese als Online-Anschlüsse von Abgeordneten-Büros. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Web 2.0, um in Windeseile von den klassischen Medien aufgegriffen zu werden. Der Skandal war Perfekt.

Web 2.0 ein Internet der Communites

Es ist dennoch eine grosse Versuchung die Mechanismen des Web 2.0 für Manipulation und Marketing zu nutzen. Mit jedem Noname der über Nacht zum Star wird, steigt die Begehrlichkeit durch gezieltes streuen von Informationen einen Hype für die eigene Person oder Produkte zu entfachen oder andere Personen und Unternehmen gezielt zu diskreditieren. Stars werden im Web 2.0 über Nacht geboren und sind morgen schon vergessen. Informationen verteilen sich im Web 2.0 in Wellen. Manchmal überlagern sich diese Wellen und erzeugen über eine Resonanz eine Monsterwelle. Der Hype – oder der PR Gau – ist geboren. Doch alle diese Wellen verlieren mit dem Lauf der Zeit ihre Energie und verpuffen. Was bleibt ist eine langsam verblassende Spur im Google Index.

Das Verhalten der Internet Community läßt sich nicht wie die Uhrzeit vorhersagen. Das Web 2.0 lebt vom ausgesprochen launischen Gemüt seiner Communitys. Was heute hip ist, ist morgen schon langweilig. Das macht das Web 2.0 sympatisch. Es ist eine spannende Spielwiese, die dazu einläd als Teil von virtuellen Gemeinschaften zu agieren und zu experementieren.

Links zum Thema

Richard Mac Manus und Joshua Porter: Web 2.0 for Designers
Tim O’Reilly: What ist Web 2.0
Spiegel Online: Web 2.0 – Zereiss mich, kopier mich

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