Author Archives: mirko

Wenn Geeks bloggen ist es einfach anders

Während ich in der Küche stehe und für den Hund frischen Lammpansen zubereite erreicht mich eine Einladung vom bloggenden Geek Jans Küchenblog.

Blog triff Gastro ist Jan’s jüngste Aktion. Beim Lesen des kulinarischen Programms läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Und das will was heißen, denn im Moment köchelt der Pansen im Topf und verpestet die ganze Wohnung. So einen Gestank können nur Hunde gut finden.

Aber zurück zu Jans Küchenblog, den ich liebgewonnen habe. Denn Jan ist einer echter kochender Geek. Man spürt es beim Lesens seines Blogs, hier offenbart jemand seine Leidenschaft. Ehrlich und beharrlich ist Jan am Bloggen.

Dank bloggende Geeks wie Jan und tollen Blogs wie Jans Küchenblog erübrigen sich selbst reflektierende Podiumsdiskussion zum Thema Bloggen endgültig. Natürlich hat der geduldige Zuhörer einen diebischen Spaß daran, wenn sich Herr Jörges und Don Alphonso beharken. Aber das ist Entertainment und zeigt nur wie groß die Kluft zwischen dem Ethos der  schreibenden “Profis” und bloggenden “Amateuren” bereits ist.

Dabei ist Bloggen doch einfach nur toll, wenn es authentisch von Personen mit Leidenschaft betrieben wird. Und so schön bunt und vielfältig ist die Blogosphäre, dass immer wieder es Spass macht eine Perle unter den zahlreichen Blogs zu finden.

So, der Pansen ist fertig.

Abstrus: barrierfreies Videoportal

Nach zehn Jahren Erfahrung mit Pflichtenhefte wundert mich fast nichts mehr. Ich bin ja nicht begriffsstutzig und kann die Entstehungsgeschichte von Ausschreibungstexte nachvollziehen. Allerdings musste ich bei dieser Wortschöpfung drei mal nachlesen: “…barierrefreies Videoportal…”

Kann mir mal einer erklären, wie das funktionieren soll? Videos sind durch das Medium “Film” per se eine Barriere für sehbehinderte oder hörbehinderte Menschen. Barrieren lassen sich vielleicht durch Untertitel und Meta-Informationen senken, aber nicht abbauen.

Einen guten Artikel zum Thema “Barrierefreiheit” gibt es bei Jens Meiert.

Hmm… und was schreibe ich jetzt ins Angebot?

AT&T Downloadfilter ist quatsch

Illegale Downloads über Filesharing-Dienste sind ein Dorn im Auge der Medienkonzerne.  Auch bei den Providern entstehen durch die Nutzung Peer-to-Peer Netzwerken erheblicher Traffic, welcher am langen Ende Kosten verursacht.  Kein Wunder, dass in diesen Industriezweigen mit Verzweiflung nach heilbringenden Lösungen gesucht wird. Der jüngste Vorschlag von AT&T ist ein solches Heilversprechen, dass den lahmen Kranken allerdings nicht wieder gehen lassen wird.

AT&T stellt sich das Filtern von Peer-to-Peer Inhalten ungefähr wie folgt vor: der Provider erhält Zugriff auf ein Verzeichnis mit “Fingerprints” digitaler Medieninhalte. Gleichzeitig lauscht der Internet-Zugangs-Provider in den Datenverkehr der User. Werden Daten über das Peer-to-Peer-Protokoll ausgetauscht,   überprüft der Filter beim Provider das Datenmaterial auf Übereinstimmungen mit Fingerprints.

Krude Idee

Mal ehrlich, wie schräg ist das den? Generell herrscht bei den Medienkonzerne eine feindliche Grundstimmung gegen Internet-Nutzer. Schließlich sind diese ja potentielle Copyright-Verletzer. Neben juristischen Fight und Fear Kampagnen, würden die Film- und Musikgiganten uns Internet-User auch noch gerne der Vollüberwachung unterziehen. Hallo, wie krank ist das denn?

Zumal der Vorschlag von AT&T zum Filtern von Peer-to-Peer-Netzwerken technisch sehr einfach zu umgehen ist. Bislang werden solche Inhalte unverschlüsselt zwischen den einzelnen Peers ausgetauscht. Ein Abgleich der Datenströme mit Fingerprints, läßt sich durch eine simple Verschlüsselung der Datenströme zwischen den Teilnehmern verhindern.

Und was dann liebe Medienkonzerne? Kommt dann als nächstes die Forderung, dass die NSA eingreifen soll, um verschlüsselte Peer-to-Peer Netzwerke zu knacken?

Die Medienindustrie führt derzeit einen absurden Kampf gegen überholte Geschäftsmodelle. Dies ist eine gute Zeit für krude Ideen.

Babymord: Mutter verspeist Kinder!

Na mach diese Überschrift neugierig? Ich nehme es vorweg. Dieser Text wird mordlustige Gaffer enttäuschen, weil er sich mit Überschriften befasst. Denn reißerische Überschriften sind ein Phänomen des Web 2.0.

Bei reißerischen Überschriften, denke ich zuerst an die “Kunst” der Bild. Hier schafft es eine Redaktion ein komplexes Thema in einer kurzen Überschrift zu verdichten und zu überspitzen. Gerade zu enttäuscht war ich, als ich heute morgen beim Bäcker einen kurzen Blick auf die heutige Bild werfen konnte:

“Eisbären Drama im Zoo: Sie hat Ihre jungen gefressen”

Liebe Redakteur, wo ist den euer Gespür für Schlagzeilen? Ich hätte getitelt “Babymord: Mutter verspeist Kinder!” oder noch besser “Das Monster von Nürnberg: Sie aß Ihre Babies”. Ich schweife an dieser Stelle zu weit ab. Das eigentliche Anliegen dieses Postings sind ja Überschriften im Web 2.0.

Das Internet ist ein schnelllebiges Medium. Dies gilt besonders für Nachrichten und Meldungen. Unablässig strömt eine Flut von Nachrichten ins Web. Diese konkurieren um  die Aufmerksamkeit der User. Doch Aufmerksamkeit ist ein begrenztes Gut. Deshalb bekommt der Überschrift von Nachrichten im Web eine besondere Bedeutung zu. Ja, ich gehe soweit zu Behaupten, dass sich Überschriften von Meldungen durch das Web stilistisch verändern. Sie werden kurz, prägnant und haben eine Tendenz zum reißerischen. Etwas à la Headliner einer Bild.

Surival of the fittest 

Durch Nachrichten-Portale wie Digg, Yigg oder Webnews wird das Aufmersamkeitserhaschen noch verstärkt. Hier zählt der erste Blick. Wenn eine Überschrift nicht ins Auge sticht, wird die Meldung nicht gelesen, folglich wird diese nicht Bewertet und versinkt in den Tiefen des Web 2.0 Ozeans. Meldungen mit “interessanten” Überschriften haben in diesem surival of the fittest einen Vorteil. Bleibt der Leser an einer Überschrift hängen, so ist die Wahrscheinlichkeit eine Bewertung zu erhalten groß.

Okay, es kommt natürlich auch noch auf den Text unter einer Überschrift an. Doch die Überschrift ist das prägende Element. Daher neigen Überschriften im Web 2.0 zum Boulevard. Ich finde das bedauerlich. Denn, wo bleibt die sensible und bedächtige Überschrift?

Übrigens an dieser Stelle noch mein Beileid an den Nürnberger Zoo. Die Aussicht auf ein millionenschweres Merchandising wie bei Knut haben sich buchstäblich “im Magen der Mutter” aufgelöst.

Einen habe ich noch: “Babymord von Nürnberg: Mörderin zeigt keine reue”.

Guten Appetit.

Kein Witz: Pi gleich 3,2

Manchmal wundere ich mich wie Gesetzgebungsverfahren ablaufen. Das Jahr 2007 hat mit dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung einen traurigen Schlusspunkt gesetzt.

Gerade dieses Verfahren hat gezeigt, wie schwierig es für Abgeordnete ist, sich mit komplexen technischen Sachverhalten auseinander zu setzen. Im Zweifelsfall orientiert man sich bei der Abstimmung an der Vorgabe der Fraktion.

Aber dies ist nicht neu. Im Jahr 1897 wollten die Abgeordneten des Bundesstaates Indiana per Gesetz die Kreiszahl PI neu definieren:

“Das Verhältnis von Durchmesser und Umfang (eines Kreises) ist 5/4 zu 4.”

Unglaublich, mit 67:0 Stimmen wurde tatsächlich beschlossen, per Gesetz den Wert von PI mit 3.2 zu definieren. Die unendliche Zahlenfolge 3.14159265… war den Abgeordneten wohl zu komplex.
Fast wäre das Gesetz damals in Kraft getreten, wenn es nicht noch vernünftige Menschen gegeben hätte, die eine Aussetzung erreicht hatten.

Ich hoffe mal, das dass Bundesverfassungsgericht im Fall der Vorratsdatenspeicherung auch für Vernunft sorgen wird.

Die Musikindustrie und das Sterben der Dinosaurier

Wer ist der größte Feind der Musikindustrie? Wir Konsumenten! Wenn es darum geht bösen Filesharern das Handwerk zu legen, so würden die Plattenbosse am liebsten elementare rechtsstaatliche Prinzipien außer Gefecht setzen. Der Feind bist du, deine Kinder und natürlich ich.

In unserem Haushalt gibt es ca. 700 legal erworbene CDs. Ich bin kein Freund des Filesharings – zum einen nervt mich die Qualität von komprimierten MP3-Files, zum anderen habe ich in meinem Bekanntenkreis einige Musiker und engagierte Label-Mitarbeiter. Eine gute Band, mit einem guten Album hat es verdient gekauft zu werden.

Okay, Kiddies saugen sich heutzutage Massenhaft MP3s. Wirklich ein Problem für Labels und für Bands. Aber ist die alleinige Ursache wirklich das Übel “Internet”?

Massenhafte Junk-Produktionen

Nein. Die großen Labels haben sich mit massenhaften Junk-Produktionen eine Junk-Generation an Konsumenten großgezogen. Nach der 6. Staffel Popstars haben wir es gelernt: es geht darum mit Junk schnell Reibach zu machen. Vom langfristigen Aufbau einer Band haben die Majors schon vor Jahrzehnten Abstand genommen. Zu teuer und zu ungewiss. Wenn sich die Rendite nicht in einem kurzen Powerpoint-Sheet darstellen lässt, hat ein Künstler keine Chance.

Ein Hauptproblem ist also, dass Produkt selber. Wer auf kurzfristige Rendite zielt, fliegt früher oder später raus. Vermutlich früher. EMI macht derzeit die Grätsche. Der verordnete Sparkurs wird dazu führen, dass das Portfolio an Künstlern weiter zusammengestrichen wird. Große Zugpferde sollen es richten. Doch die großen Zugpferde werden auch viel kopiert. Zu weit sind diese “Superstars” von ihren Fans entfernt. Zu schwach ist die emotionale Bindung. Und welches Signal kommt bitte schön beim Konsumenten an, wenn “Superstar” Robbie Williams 127 Mio. Euro für einen Plattenvertrag erhält?

Richtig: der hat genug Kohle, wieso soll ich für seine %&§ Musik einen Cent löhnen?

Übrigens, war es EMI, die diesen irren Preis gezahlt hat. Pech für kleinere Künstler im Portfolio. Leider gibt es kein Geld mehr für Euch in der Portokasse. Packt schon mal eure sieben Sachen.

Das Problem mit der Konvergenz

Ach waren das noch Zeiten, als man den Besitzern von LP die neue, bessere Technik “CD” verkaufen konnte. Ein Seegen für alle Plattenbosse. Die Absatzzahlen für CD’s waren in den Anfangsjahren traumhaft. Eine neue Technik, ein neuer Absatzkanal. Nur zu dumm, diese Sache mit der digitalen Konvergenz. Das Internet hätte nicht sein sollen. Zu lange haben sich die Musikkonzerne auch dagegen gewehrt.

2001 zur Popkom im Köln durfte ich Zeuge des Versagens der Plattenbosse werden. Man war schlicht nicht in der Lage, sich für Rahmenbedingungen für Online-Download-Geschäfte zu einigen. Statt selber das Business zu machen, verschanzten sich alle Majors hinter einer DRM- und Format-Diskussion. Nur nicht das bestehende Geschäftsmodell CD gefährden, war die Devise.

Tja und dann kam iTunes. Ein branchenfremder Anbieter, nicht in den Ketten eines bestehenden Geschäftsmodells, wird innerhalb von sechs Jahren zum wichtigsten Distributor für online Downloads. Die Majors werden zu Rechteinhabern degradiert.

Das 360° Problem

Findige Berater haben sich daraufhin ein neues Schlagwort ausgedacht: 360° Verwertung. Wenn durch die Konvergenz das Urprodukt “CD” durch zahlreiche IP-basierte Kanäle substituiert wird, dann müssen sich der Einnahmemodus verändern. Statt das sterbende Pferd “CD” weiter zu reiten, soll an allen Kanälen partizipiert werden: Merchandising, Konzerte, Klingeltöne, Downloads…

Liebe Künstler Ihr tut mir jetzt schon leid. Da gibt es nämlich ein kleines unschönes Problem. Im Zuge der Konvergenz gibt es viele Player in einer Verwertungskette die Mitverdienen möchten. Beim Klingelton ist es beispielsweise der Distributor, der Medienpartner, der Mobilfunkprovider, das Plattenlabel und zu letzt der Interpret. Wo viele die Hand aufhalten, bleibt weniger für den Künstler. Pech. Das ist eben Konvergenz.

Prince heißt jetzt TAFKAP, TAFKAP heißt jetzt Prince

360° bedeutet, dass die Musikindustrie sämtliche Rechte zur Verwertung eines Brands, dem Markenname einer Band, erwirbt und diese vermarkten. Ein Problem für die künstlerische Freiheit eines Interpreten, schließlich darf sich dieser nur im Rahmen des Markenimage austoben. 100 Mio. Euro schwer, war der Vertrag zwischen Prince Roger Nelson und Warner Music. Zu doof für den Musiker, als die Marketing-Abteilung sein Black Album zu düster erschien. In Folge gab es jahrelange Prozesse und einen Musiker, der sich 2 x umbenannte.

Eine wirkliche Schwäche des 360° Modells ist es, dass es auf große Marken also große Superstars setzt. Hier werden zig Millionen für Verwertungsrechte bezahlt und verschoben. Big Boys Business eben. Doch wie viele dieser internationalen Superbrands (nicht Superbands) verträgt der Markt? Zu wenig für die Dinosaurier Sony-BMG, Universal, EMI und Warner.

Nationale Künstler haben in diesem Konzept keinen Platz. Zu klein ist deren Marktdurchdringung. Blöd. Am Besten diese gehen einfach als Tütenpacker an die nächste Supermarktkasse. Dort gibt es mehr zu verdienen.

Respekt

Vergessen wir die Musik-Großkonzerne dieser Welt. Diese setzten auf Geschäftsmodelle von Gestern und sehen in ihrer Zielgruppe nur potentielle Räuber und Verbrecher.
Dabei ist die Lösung des Problems so einfach. Ein Wort: Respekt. Wenn Labels wie Musiker Respekt vor ihren Fans haben und umgekehrt, dann gibt es einen Nährboden für Erfolg.

CD Nummer 701 hat vor einer Woche in unserer Sammlung Einzug gehalten. Es ist das Album “Jazz ist anders” von den Ärzten. Es ist eine liebevoll gestaltete CD in einer mini Pizza-Schachtel. Das Ansehen der CD macht mindestens genauso viel Spaß wie das Anhören.

Ach und übrigens… die Ärzte veröffentlichen auf ihrem eigenen Label.

1 29 30 31 32 33 55