Google vs. Wikipedia: der Kampf um das letzte Wissensmonopol
Wird 2008 der Markt für online Enzyklopädien neu verteilt? Das neue Jahr verspricht in dieser Hinsicht spannend zu werden. Wikipedia bekommt Konkurrenz aus Moutain View. Google wirft mit dem Projekt €žKnol€œ eine Fehdehandschuh in den Ring und startet eine eigene online Enzyklopädie.
Seit der Gründung im Jahr 2001 hat die Wikipedia eine erstaunliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Anfänglich belächelt, ist das Wissensverzeichnis in 7 Jahren zu einer der meist besuchtesten Seiten im Internet gewachsen. Trotz aller Unkenrufe von Skeptikern, die Qualität der Beiträge wird durch die Community gewährleistet. In Vergleiche mit professionellen Enzyklopädien schneidet Wikipedia regelmäßig mit Spitzenpositionen ab.
Wikipedia rocks. Und genau da ist der “Cassus Knaxus”.
Es gibt zwei Gründe, warum Google nun direkt zum Sturm auf Wikipedia bläst:
Erster Grund: €žAuge um Auge, Zahn um Zahn€œ
Knol ist eine Retourkutsche auf die Sticheleien von Wikipedia Gründer Jimmy Wales, gegen die Prinzipien klassischer Suchmaschinen. Dieser vertritt schon seit Jahren eine These nach der die Funktion einer geschlossenen Suchmaschine, von der nur der Betreiber weiß, wie Inhalte bewertet und gelistet werden veraltet ist. Google ist das Paradebeispiel einer solchen Blackbox. Niemand, außer Google, kennt die Faktoren für das Ranking einer Seite im Index der Suchmaschine. Zugleich muss Google ständig gegen Manipulationsversuche durch €žSuchmaschinen-Optimierer€œ kämpfen und ändert daher regelmäßig die eigenen Suchalgorithmen. Insofern ist das Ergebnis der Google-Suche durch das Hase-Igel-Wettrennen zwischen den Google-Programmieren und Suchmaschinen-Optimieren bestimmt. Jimmy Wales Kernkritik an einer Suchmaschine a la Google ist daher berechtigt: es gibt für den Benutzer der Suchmaschine keine objektive Chance die Qualität des Suchergebnisses zu bewerten. Mit den Erfahrungen aus dem Wikipedia-Projekt startet Jimmy Wales nun eine eigene Suchmaschine und greift damit den Marktführer Google an. Im Gegensatz zu einer Algorithmus gesteuerten Qualitätsbewertung setzt Jimmy Wales auf Crowdsourcing. Die User sollen bewerten, welche Suchergebnisse sinnvoll sind und welche nicht. Mit Wikipedia hat Wales bewiesen, das eine große Community die Qualitätssicherung von Inhalten gewährleisten kann. So sind Manipulationen in der Wikipedia zwar möglich, bleiben aber selten für längere Zeit unentdeckt. Mit Knol reagiert Google auf den angekündigten Wettbewerb durch den Wikipedia-Gründer und setzt dieses auf seinem Kerngebiet, der Wikipedia, unter Druck.
Zweiter Grund: €žDu sollst keine Götter neben mir haben€œ
Google ist ein fette, eifersüchtige Spinne im Netz. Hier laufen die Fäden zusammen. Google ist der Einstiegspunkt für Internet-Benutzer in der westlichen Welt. Die Attraktivität der Suchseite, sorgt bei dem Konzern aus Mountain View für sprudelnde Einahmen durch Werbung. Jede Webseite, die durch ihre Popularität mit Google konkurriert muss dem Konzern ein Dorn im Auge sein. Wikipedia ist eine solche Konkurrenz. Zu bestimmten Begriffen ziehen Benutzer direkt Wikipedia zu rate und suchen nicht in Google. Diese Funktion von Wikipedia, als Wissens-Nachschlagewerk, kann Google als Suchmaschine auch nicht ersetzen. Daher ist es für Google durchaus überlegenswert dieses Potential durch eine eigene online Enzyklopädie zu erschließen. Zudem Wikipedia als Werbefrei Zone für Google wie eine riesige verpasste Einnahmequelle aussehen muss. Doch der Altruismus der Wikipedia Autoren und ein Gewinnstreben durch Werbung passen nicht zusammen. Wikipedia ist so erfolgreich, weil es eine werbefreie Zone ist. Es wird spannend sein, ob es Google mit Knol geling, ein funktionierendes Gegenmodell aufzubauen möchte, welches einen Vermarktungskanal beinhaltet. Die Motive bezahlter an den Werbeeinahmen beteiligter Autoren, unterscheiden sich meilenweit von dem ideellen Charakter der Wikipedia Community.
Es wird spannend im neuen Jahr
2008 verspricht ein spannendes Internet-Jahr zu werden. Für Wikipedia wird es eine weitere Bewährungsprobe für die Community. Wettbewerb durch Knol muss nicht schädlich sein, schließlich spornt diese die Wikipedia Autoren zu einer ständigen Verbesserung der Inhalte und Qualität an. Google dagegen wird 2008 zunehmend mit seinem Image kämpfen müssen. Lange galt der Konzern als einer der €žguten€œ Spieler im Internet. Doch das öffentliche Meinungsbild verschiebt sich. Zunehmend wird das bestreben nach einer Monopolisierung des Internet-Wissens von den Usern als ein gefährliche Entwicklung empfunden. Genau an diesem Image könnte Google mit Knol scheitern. Es findet sich unter Umständen keine ausreichend große Community für Knol, die es dem Konzern ermöglicht sein Wissensmonopol auf den Bereich der online Enzyklopädie auszuweiten.